Wahre Mutterliebe
Die spielfilmartige Dokumentation "Maleika" zeigt den Überlebenskampf einer Gepardin mit ihren Jungen in der Serengeti (deutscher Kinostart: 12. Oktober 2017)
von Marc Hairapetian
Wahre Mutterliebe
Die spielfilmartige Dokumentation "Maleika" zeigt den Überlebenskampf einer Gepardin mit ihren Jungen in der Serengeti (deutscher Kinostart: 12. Oktober 2017)
von Marc Hairapetian
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"Maleika" (auch "Malaika" geschrieben) bedeutet im Ostafrikanischen "Ein guter Geist, der vom Himmel gesandt wurde, um den Menschen zu helfen" oder einfach "Engel". In Matto Barfuss´ ergreifender, gleichnamiger Dokumentation, die wie ein epischer Spielfilm zusammengefügt wurde, ist "Maleika" eher "Eine gute Gepardenmutter, die vielleicht ebenfalls vom Himmel gesandt wurde, um den eigenen Kindern in der Wildnis beim Überleben zu helfen". Exzellent fotografiert werden Erinnerungen an Bernhard und Michael Grzimeks Meisterwerk "Serengeti darf nicht sterben" (1959) wach, auch wenn der Off-Kommentar des Schweizer Fernsehmoderators Max Moor bisweilen zu Disney-artige Züge hat.
Matto Barfuss (bürgerlich Matthias Huber) ist Kunstmaler, Fotograf und Tierschützer in Personalunion. 1998 lebte er in der Masai Mara, die in Kenia die tansanische Serengeti-Savanne nach Norden fortsetzt, für 25 Wochen meist auf allen vieren ohne Schuhe kriechend mit einer wilden Geparden-Familie zusammen. Seit dieser Zeit wird er in den Medien häufig als "Gepardenmann" bezeichnet. Für ihn ein "Ehrentitel", den er als Beinamen selbst gerne verwendet. Auch wenn er sich in der Folgezeit anderer bedrohter Arten wie Berggorillas oder Löwen annahm und das über Spenden finanzierte "Wildlife Schulbuch" für Sambia entwarf, schlägt sein Tierschützer-Herz weiter für seine große Liebe: die Geparden. Den schnellsten Landtiere der Erde, die beim Jagen eine Geschwindigkeit von bis zu 120 km/h erreichen, hat er nun ein filmisches Denkmal gesetzt: Seine von ihm Maleika benannte Protagonistin schenkte 2014 im Naturschutzgebiet Masai Mara sechs Jungen das Leben. Diesmal aus einer gewissen Distanz heraus beobachtete er mit der Kamera, welche Prüfungen die Gepardin während der 18 Monate meistern musste, in denen sie für ihre Jungen sorgte. Die extrem schlanke Raubkatze und ihr Nachwuchs entgehen Angriffen von Löwen, Hyänen und Büffeln. Anschaulich werden von Erzähler Max Moor die verschiedensten Gefahrenmomente in der freien Wildbahn geschildert - und Maleikas Strategien, ihren Nachwuchs unbeschadet durchzubringen. Idyllischen Szenen und emotionalen Höhen folgen echte Tragödien, die dem umbarmherzigen Gesetz der Natur geschuldet sind.
So ereignet sich ein für den Geparden-Clan (und auch den mitfühlenden Zuschauer) schrecklicher Verlust beim Überqueren eines Flusses: Maleikas Sohn Marlo erreicht wegen einer Krokodil-Attacke das andere Ufer nicht mehr, Matto Barfuss war genau wie Maleika in diesem Moment zu weit weg, um schützend einzugreifen. Eine Szene, die nicht nur für die ganz jungen Kinobesucher schwer zu ertragen sein wird. Man redet in diesem Zusammenhang oft von "Vermenschlichung" von Tieren, doch wer die darauf folgenden Aufnahmen sieht, wie Maleika und ihre überlebenden Kinder ans Ufer zurückkehren, um nach Marlo zu rufen und sogar noch einmal den Fluss überqueren, um die Stelle in der Savanne aufzusuchen, wo die Rasselbande noch vor kurzem aus Übermut eine Gruppe Löwen provoziert hat, verdeutlicht, dass für die Geparden-Familie die elterliche und geschwisterliche Bindung mit dem Tod von Marlo nicht einfach gekappt ist.
Auch technisch überzeugt "Maleika": Neben Matto Barfuss´ herausragender Fotografie mit geradezu romantischen Landschaftsbildern im Abendrot und dynamischen Massenszenen bei besagter Flussüberquerung wird auch das Dolby-Atmos-Tonformat optimal ausgenutzt: Die vielen Tierstimmen in der Dämmerung erwecken beim Publikum den Eindruck, unmittelbar dabei zu sein. Lediglich auf den Geparden in den Mund gelegte Voice-over-Sätze wie "Hey, Kamera aus!" hätte man getrost verzichten können. Matto Barfuss plant die jetzt betagte Maleika noch einmal zu besuchen, um sich von ihr zu verabschieden. Doch das ist der Stoff für einen Film, der vielleicht ein anderes Mal in die Lichtspielhäuser gelangen wird.
Marc Hairapetian am 25. September 2017 für SPIRIT - EIN LÄCHELN IM STURM www.spirit-ein-laecheln-im-sturm.de / www.spirit-fanzine.de / www.spirit-fanzine.com.
Original Trailer "Maleika":