„Blutiger Freitag“ am Montag mit Ben Becker and THE SPIRIT

Wiederaufführung des legendären Raimund-Harmstorf-Thrillers im Kino Central

von Marc Hairapetian

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Berlin, 18. Mai 2009: Gegensätze ziehen sich häufig an, doch noch schöner ist es, wenn Gemeinsamkeiten einander verbinden: Schauspieler Ben Becker und SPIRIT-EIN-LÄCHELN-IM-STURM-Herausgeber Marc Hairapetian sind beide glühende Verehrer des unvergessenen „Seewolf“-Hauptdarstellers Raimund Harmstorf (1939 – 1998). Dieser brillierte nicht nur in Jack-London-Bearbeitungen auf der Leinwand („Ruf der Wildnis“, „Wolfsblut“) und im Hörspiel (nochmals „Wolfsblut“), sondern auch in Rolf Olsens 1972 entstandenem Crime- & Sleaze-Thriller „Blutiger Freitag“, der als konsequente Reaktion des Exploitationfilms auf die bundesdeutsche Kriminalitätsparanoia der frühen 1970er Jahre gewertet werden kann. Zur Zeit des Vietnamkriegs und ständig ansteigender Luftpiraterie waren damals Terroraktionen durch die Baader-Meinhof-Gruppe und die verstärkte Zunahme brutaler Banküberfälle mit Todesfolge fast an der Tagesordnung. In dem knallharten, aber manchmal auch unfreiwillig komischen Genre-Film stehen dem rotbärtigen Modellathleten zahlreiche Film- und Fernsehstars zur Seite, so zum Beispiel Schönling und Gelegenheits-Schlagersänger Amadeus August („Ich schenk’ Dir meine Zärtlichkeit“), Komiker Ernst H. Hilbich oder die im Film von Harmstorf als „Edelzwetsche“ titulierte Gila von Weitershausen. Harmstorf hat hier als Gangster Heinz Klett den Traum vom „schnellen Geld“. Kurz vor seiner Verurteilung gelingt ihm mit Mithilfe italienischer Kumpane die Flucht. Doch anstatt abzutauchen, plant er das „ganz große Ding“. Er hat allerdings die Rechnung ohne den Wirt bzw. seine dilettantischen Helfershelfer gemacht – und so gelangt ein Banküberfall mit Geiselnahme zu einem blutigen Desaster. Köstliche Dialoge, surreale Bildsequenzen, drastische Sex- und Gewaltszenen sowie die psychedelische Musik von Francesco De Masi machen „Blutiger Freitag“ zu einem legendären Machwerk. Tragischer Weise starben Kult-Regisseur Rolf Olsen („In Frankfurt sind die Nächte heiß“, „Shocking Asia – Sünde, Sex und Sukiyaky“) und sein Hauptdarsteller beide im Jahr 1998. Olsen erlag am 3. April im Alter von 78 Jahren einem Krebsleiden (die traurige Nachricht überbrachte mir damals sein im letzten Jahr verstorbene Stammkomponist Erwin Halletz in Wiener Café Landtmann). Der „sensible Übermensch“ Harmstorf verübte genau einen Monat später am 3. Mai Selbstmord, weil er an Parkison litt und sich vermutlich von der reißerischen Berichterstattung der BILD-Zeitung in die Enge getrieben sah. In den 1990er Jahren lief das krude Meisterwerk „Blutiger Freitag“ , dass neben dem Rotlicht-Drama „In Frankfurt sind die Nächte heiß“ Olsens bester Film ist, noch im Nachtprogramm privater Sendeanstalten. Eine zerschlissene Filmkopie wurde 2007 im Berliner Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz gezeigt. Nun organisierte Ben Becker mit dem Kino Central eine erneute Wiederaufführung, ließ auf eigene Kosten überdimensionale Plakate drucken und zeigte „Blutiger Freitag“ am Montagabend des 18. Mais. Im Vorfeld präsentierte er stolz den gemeinsamen „Tatort“-Filmauftritt „Tod im Elefantenhaus“ (1987) mit Harmstorf und referierte in äußerst sympathischer Manier über seinen „Lieblings-Artisten“. Nachdem die Filmkopie als zu rotstichig befunden wurde, eilte er kurzerhand nach Hause, um seine eigene DVD zur Vorführung mitzubringen. Nach dem Gespräch mit dem SPIRIT brach Ben Becker, der SPIRIT-EIN-LÄCHELN-IM-STURM-Redaktionshund Hokis in „Wolfsblut“ umtaufte, mit seiner Gefolgsschar zu den Ruhrfestspielen nach Recklinghausen auf, wo er – bezeichnender Weise – den „Seewolf“ in einer inszenierten Lesung bis zum 24. Mai gibt. Harmstorfs Stellvertreter auf Erden war aufgebracht und zugleich betrübt, dass ihm in den – wohlgemerkt – gescheiterten Neuverfilmungen von Pro7 (mit Thomas Kretschmann) und ZDF (mit Sebastian Koch) seine Kollegen für die Titelrolle vorgezogen wurden. Doch wozu sich grämen, wenn man sich jederzeit die kongeniale Adaption von Drehbuchautor und Produzent Walter-Ulbrich auf DVD zu Gemüte führen kann!? Der wahre Film-„Seewolf“ ist und bleibt der von Raimund Harmstorf anno 1971!




"Bloody Friday" (starring unforgotten Raimund Harmstorf) on monday with Ben Becker and THE SPIRIT
(Berlin, May 18th, 2009, photo: Lisa for SPIRIT - A Smile in the Storm)
THE ALL-STAR-SPIRITS: Lisa, Marc, Hokis and Ben (May 18th ,2009, photo: Arne Meister)
Becker called Hokis „Wolfsblut“ („White Fang“).

www.benbecker.de